Vier Wahrheiten Jean-Paul Gaultier über seine Fashion Freak Show in Paris

Am Rande der Fashion Freak Show im Folies Bergère in Paris erzählt der französischste aller Modedesigner, wie er die Show erfand, die ein Kondensat seiner zig Leben ist. Die Gelegenheit für das ewige „Enfant terrible der Mode“ über Vorlieben, Begegnungen und Herausforderungen zu plaudern.

1. Mode

„Die Idee, eine Show zu gestalten, die Revue, Mode und vieles mehr vereint, ist über die Jahre gewachsen. Ich habe die Bühne, Shows und das besondere Ambiente schon immer geliebt. Vermutlich hätte ich nie Mode kreiert, hätte es Modeschauen nicht gegeben. (...) Die Show ist eine visuelle Niederschrift, in Form einer Abfolge von Bildern, die mein Leben näherbringen. Sie ist meine Reise durch die Modewelt, des Schaffens, die Kehrseite des Dekors, wie die Innenseite einer Weste, die vielfach genau so schön ist, wie die Außenseite.“

2. Die Folies Bergère

„Der Catwalk war lange meine persönliche Bühne. Meine erste Erinnerung ist zwei-felsohne eine Operette im Le Châtelet, Roses de Noël (1958 von Maurice Lehmann), die ich mit meiner Großmutter als Junge im Fernsehen sah. Später dann nochmals im Fernsehen einen Ausschnitt einer Revue im Folies Bergère. So malte ich mir in meinen Träumen aus, wie meine Oma Spielleiterin einer Revue wurde. Zudem liebe ich die Heldinnen der Showbühnen: Zizi Jeanmaire von Yves Saint Laurent in einen Paradiesvogel verwandelt, die ich glücklicherweise noch zu meinen Anfängen hautnah erlebte. Ebenso Josephine Baker bei ihrem letzten Aufritt in Bobino eine Woche vor ihrem Tod...“

3. Die Frauen

„Die Idee war, meine Vision von Mode zu zeigen. Aber mit Blick auf den Film von Tod Browning sowie der Bühnenshow von The Rocky Horror Show (von Richard O’Brian), die ich in den Siebzigern in London entdeckte. Meine persönlichen „Freaks“ existieren seit den eigenen Anfängen. Ich ließ schon immer Große und Kleine, Dünne und Dicke, Junge und Ältere auf dem Catwalk laufen. In Bezug auf den Stereotypen des Blumenmädchens habe ich sowieso eher eine Neigung zum Distelmädchen!“

4. Die Stars

„Für Stars oder Regisseure (Jean-Paul Gaultier kreierte für Madonna, Lady Gaga oder Kylie Minogue und entwarf Kostüme für Filme von Luc Besson oder Pedro Almo-dovar) bin ich im Dienste ihrer Vorstellungen und lasse mich auf sie ein. Hier ist es anders: Es ist für mich. Ich bin alleine an Bord. Ich werde wieder, was ich bin: ein Modeschöpfer, der seine Geschichte(n) erzählt. Mein Beruf hat sich noch nie auf der Bühne abgespielt. Selbst wenn ich gelernt habe, mein Lampenfieber zu beherrschen, glaube ich, dass hier wie bei der Modenschau mein Platz vorwiegend hinter den Kulissen ist.“

Mehr dazu:

Eine Show „anders als die anderen“: Die Fashion Freak Show von Jean-Paul Gaul-tier mischt Musical, Theater und Mode. Der Modeschöpfer umgibt sich dabei mit Grö-ßen wie Catherine Deneuve oder Rossy de Palma, die ihre Stimme oder ihr Image lei-hen, Nile Rodgers, Produzent und musikalischer Direktor der Show, Tonie Marshall, Regisseurin, Marion Motin, Tänzerin und Choreographin, das Duo Pierre et Gilles, Fo-tografen und Szenenbildner, Anna Cleveland, bekanntes amerikanisches Top-Model...

Die Fashion Freak Show läuft in den Folies Bergère in Paris bis zum 10. März 2019.

Folies Bergère 

Das Kabarett-Theater, wo die besten Music-Hall Revues von ganz Paris aufgeführt werden, liegt im 9. Arrondissement, Rue Richer im Viertel der Grands Boulevards.