Wege der Erinnerung

Die Schlachten der Vergangenheit, insbesondere die der beiden Weltkriege, haben in Frankreich ein militärgeschichtliches Erbe ohnegleichen hinterlassen. Soldatenfriedhöfe, Gedenk-Monumente, Reste von Schlachtfeldern oder Museen sind Stätten, die einerseits den Verstorbenen gewidmet sind und die andererseits auch das Verständnis jener Ereignisse ermöglichen, welche die nationale und internationale Geschichte geprägt haben.

Gedenkstätten in Paris und Umgebung

Viele jener ungezählten Touristen, die alljährlich den Arc de Triomphe besuchen, sind sich möglicherweise nicht bewusst, dass es sich hier um eine Gedenkstätte handelt, die Napoleon I. zu Ehren der Grande Armée errichten ließ. In ihm befindet sich das Grab des unbekannten Soldaten, auf dem allabendlich um 18.30 die Flamme im Gedenken an alle im Kampf Gefallenen entzündet wird. Eine neue Szenografie erläutert seit dem Jahr 2008 die Geschichte des Monuments und seine hohe symbolische Bedeutung für die französische Nation, aber auch für die übrige Welt. Die Aussichtsterrasse gewährt bei Tag und Nacht einen herrlichen Blick auf die Champs-Elysées.

Das Musée de l’Armée fand seinen Platz im Hôtel National des Invalides, einem prachtvollen Gebäude, das im 17. Jahrhundert unter König Ludwig XIV. entstand. Auch dieses erhielt im Jahre 2010 eine neue museale Gestaltung. Der neue, chronologisch aufgebaute Parcours gliedert sich in drei verschiedene historische Epochen: die königliche Armee von Louis XIV., die kaiserliche Armee von Napoleon I. und die republikanische Armee unter Charles de Gaulle.

Als weitere Gedenkstätte an die herausragenden Persönlichkeiten der Nation findet sich am linken Seine-Ufer das Panthéon. Hier ruhen die sterblichen Überreste von Victor Hugo, Voltaire, Rousseau, Zola Pierre und Marie Curie… Von den Kolonnaden aus kann man zwischen April und Oktober ein schönes Rundum-Panorama über Paris genießen.

Gedenkstätten in den einzelnen Regionen Frankreichs

Von der Beendigung der Sklaverei über den Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Berliner Mauer bieten Museen und Monumente eine wahre thematische Zeitreise.

Deren erste Etappe findet in Nantes statt, wo am Quai de la Fosse zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert die Schiffe des Dreieckshandels nach Afrika und den Antillen vertäut lagen. Gerade wurde hier das Denkmal der Abschaffung der Sklaverei eingeweiht. Das Monument, vom Künstler Krzysztof Wodicko und dem Architekten Julian Bonder konzipiert, ist eine Hommage an den Kampf gegen Sklavenhandel und Sklaverei in aller Welt.

Das Mémorial de Caen in der Normandie gilt inzwischen als eine der wichtigsten europäischen Gedenkstätten. Es präsentiert es einen thematischen Rundgang unter dem Titel „Weltkrieg, totaler Krieg“. Außerdem wurden die Säle, die der alliierten Landung in und der Schlacht um die Normandie gewidmet sind, neu gestaltet. Als weitere Neuheit entstand rund um mit Graffitis besprühte Reste der Berliner Mauer eine Ausstellung, bei der mit Objekten und Filmen das Leben vor und nach dem Fall der Mauer dargestellt wird.

Im Osten Frankreichs befindet sich in der Zitadelle von Besançon das Musée de la Résistance et de la Déportation an einem Ort, an dem während der deutschen Besatzung hundert Widerstandskämpfer hingerichtet wurden. Ein Audioguide verdeutlicht das Alltagsleben zu dieser Zeit mit allen seinen Problemen. Fragmente aus der Radiopropaganda lassen jene beängstigende Atmosphäre wiederentstehen, die zur Zeit von Besatzung und Deportation herrschte. Es wird aber auch derer gedacht, die sich dem Joch der Nazis widersetzten und im Untergrund der Franche-Comté kämpften oder dort ihr Leben ließen.

Ebenfalls in Ostfrankreich liegt die Stadt Verdun, die wie keine Zweite zum Symbol für den 1. Weltkrieg geworden ist. In unmittelbarer Nähe zur deutsch-französischen Grenze gelegen, fanden hier besonders viele Gefechte statt. Insbesondere die Schlacht von Verdun von 1916 hat es mit einer Dauer von 300 Tagen und 26 Millionen abgefeuerten Granaten zu trauriger Berühmtheit gebracht. Das Beinhaus von Douaumont bewahrt die Überreste von 130 000 deutschen und französischen Soldaten, die nicht identifiziert werden konnten. Durch die gemeinsame Erinnerung an Soldaten beider Länder ist die Stätte Teil des Nationalen Gedenkens an den Krieg und ein Symbol für die Deutsch-Französische Aussöhnung.

Ein weiterer Höhepunkt der Geschichte des 20. Jahrhunderts liegt im Département Haute-Marne. Das Mémorial Charles de Gaulle zu Füßen des beeindruckenden Lothringer Kreuzes liegt nur 500 Meter von der Grabstätte des Generals und seinem einstigen Haus, La Boisserie, entfernt. Der Komplex mit seiner innovativen Architektur wurde im Jahr 2008 eröffnet. Mittels einer interaktiven Szenografie lässt man die entscheidenden Momente des Lebens von Charles de Gaulle Revue passieren: der Aufruf des 18. Juni, die Befreiung Frankreichs, Mai 1968, die „Trente Glorieuses“ (Periode von 1945-1975), das Ende der Kolonialzeit…